Von den achtzehn Puranas des Hinduismus zählt die Garuda Purana zu den bedeutendsten. Sie beschäftigt sich intensiv mit dem Leben nach dem Tod gemäß dem hinduistischen Glauben und beschreibt zahlreiche Wege und Rituale, die der Seele eines Verstorbenen helfen sollen, Frieden zu finden und von Yama, dem Gott des Todes, gerecht behandelt zu werden.
Eines der zentralen Rituale ist Mukhagni, das erste Feuer, das beim Verbrennungsritual in den Mund des Verstorbenen gelegt wird. Diese Zeremonie wird traditionell vom ältesten Sohn oder von allen Söhnen gemeinsam durchgeführt.
Laut der Garuda Purana ist der Mund der Eingang und Ausgang der Seele. Wenn ein Lebewesen geboren wird, tritt die Seele durch den Mund in den Körper ein. Ebenso verlässt sie beim Tod den Körper durch den Mund. Aus diesem Grund wird als erstes ein Feuer in den Mund gelegt, ein Akt, der spirituellen Frieden bringt, Erlösung ermöglicht und den Weg zur Wiedergeburt öffnet. Diese Praxis ist nicht nur ein Ritual, sondern trägt eine tiefgreifende religiöse und spirituelle Bedeutung.
In den hinduistischen Schriften heißt es, dass der Körper aus den fünf Elementen besteht: Erde, Wasser, Feuer, Luft und Himmel (Äther). Beim Tod sollen sich diese Elemente wieder in ihre ursprünglichen Formen auflösen. Der Mund, als Tor der Seele, spielt dabei eine zentrale Rolle. Das Feuer im Mund symbolisiert den endgültigen Abschied der Seele vom Körper und öffnet den Weg zur Befreiung.
Der Mund ist auch ein Zentrum des Wissens. Durch ihn werden Sprache, Mantras, Weisheiten und andere verbale Handlungen übermittelt. Daher gilt er als heiliger Teil des Körpers. Um ihn vor Verunreinigung zu schützen, wird Räucherwerk verbrannt, das den Mund in Asche verwandelt, so wie auch der restliche Körper verbrennt. Dies verhindert, dass dieses heilige Organ an einem unreinen Ort verweilt.
Auch aus sozialer und kultureller Sicht ist der Mund das wichtigste Erkennungsmerkmal eines Menschen. Ohne ihn ist ein Mensch kaum identifizierbar. Selbst nach dem Tod wird dem Mund Wasser dargeboten, um ihn zu reinigen. Bei der letzten Ehrerbietung wird ihm Feuer gegeben, ein Zeichen des Respekts und der spirituellen Würde. Angehörige und Freunde zollen dem Verstorbenen Tribut, und auch den trauernden Familienmitgliedern wird Mitgefühl entgegengebracht.
Diese Erkenntnisse über die Bedeutung des Mundes und die Notwendigkeit, ihm Weihrauch darzubieten, haben mir inneren Frieden geschenkt.