In vielen asiatischen Religionen wie dem Hinduismus, Buddhismus und Jainismus spielen Glückssymbole eine bedeutende Rolle. Im Buddhismus sind insbesondere acht Glückssymbole bekannt, die als Ashtamangala bezeichnet werden. Diese Symbole gelten als spirituelle Opfergaben der himmlischen Wesen an Shakyamuni Buddha nach seiner Erleuchtung. Sie verkörpern Keuschheit, spirituelle Tugenden und werden in der Mahayana-Tradition als Ausdruck göttlicher Segnungen verehrt.
Jedes dieser acht Symbole trägt eine eigene tiefgründige Bedeutung. Ihre bildhafte Darstellung in Lehren und Ritualen macht komplexe spirituelle Konzepte für Gläubige leichter zugänglich und verständlich. Sie sind weit mehr als dekorative Glücksbringer, sie repräsentieren zentrale Aspekte der buddhistischen Philosophie und dienen als Wegweiser zur inneren Entwicklung und Erleuchtung.
Die Entstehung dieser Symbole geht auf die Zeit nach Buddhas Tod zurück. Sie wurden als künstlerisches Mittel entwickelt, um die Lehren des Dharma visuell zu vermitteln. Besonders in der Vajrayana-Schule des Buddhismus fanden sie breite Anwendung. Heute sind sie fester Bestandteil buddhistischer Rituale, Zeremonien, Thangka-Gemälde und Skulpturen. Man findet sie in Klöstern, Tempeln und sogar auf privaten Hausaltären.
Diese Symbole auch als „symbolische Attribute“ bezeichnet, dienen als Lehrmittel und Meditationsobjekte. Sie verweisen nicht nur auf die Qualitäten eines erleuchteten Geistes, sondern schmücken auch die Darstellung dieser geistigen Eigenschaften. Es existieren verschiedene kulturelle Varianten der Ashtamangala, doch in der Mahayana-Tradition hat sich ein fester Kanon von acht glückverheißenden Symbolen etabliert, der sowohl in der häuslichen als auch in der öffentlichen Kunst verwendet wird.

1. Muschelschnecke (Sankha)
Die Muschelschnecke ist ein kraftvolles Symbol der Wachheit und spirituellen Klarheit. Ihr tiefer, melodischer Klang gilt als Ruf des Dharma, der die Unwissenheit aller Wesen durchdringt und sie auf den Weg des Bewusstseins und Mitgefühls führt. Der Ton der Muschel erinnert an die Lehre Buddhas, die sich wie ein lauter Ruf in alle Richtungen ausbreitet und zur Selbstreflexion sowie zum Wohlergehen aller aufruft. In buddhistischen Ritualen wird die Muschel sowohl als Musikinstrument als auch als Behälter für Weihwasser verwendet. Sie steht für Reinheit, Klarheit und die Wahrheit des Dharma, dessen Klang die Praktizierenden dazu ermutigt, auf dem Pfad der Erleuchtung zu bleiben.
2. Endloser Knoten (Shrivatsa)
Der endlose Knoten symbolisiert die universelle Verbundenheit aller Dinge und die untrennbare Beziehung zwischen Ursache und Wirkung im buddhistischen Verständnis von Karma. Ohne Anfang und Ende steht er für die zeitlose Weisheit Buddhas und die gegenseitige Abhängigkeit aller Phänomene im Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt (Samsara). Er verkörpert die Vereinigung von Weisheit und Mitgefühl und zeigt, dass spirituelle Erkenntnis und weltliche Erfahrungen miteinander verflochten sind. Darüber hinaus verweist der Knoten auf die Harmonie gegensätzlicher Kräfte im Universum und die tiefgründige Lehre, dass alles miteinander verbunden ist ein zentrales Prinzip der buddhistischen Philosophie.
3. Goldfischpaar (Suvarnamatsya)
Das Paar goldener Fische steht für Glück, Freiheit und Furchtlosigkeit. Sie bewegen sich frei im Wasser, das im Buddhismus als Symbol für Samsara, den Kreislauf des Leidens gilt, und verkörpern so die Fähigkeit, sich ohne Angst durch das Leben zu bewegen. Die Fische repräsentieren auch die heiligen Flüsse Ganges und Yamuna, die mit den Energiekanälen des Körpers verbunden sind und den Atemrhythmus (Prana) beeinflussen. Da Fische ihre Augen nie schließen, gelten sie als Sinnbild für einen wachen Geist. In buddhistischen Geschichten wie den Jataka-Erzählungen erscheinen sie als Opferhandlungen des Bodhisattva, der durch Mitgefühl und Selbstlosigkeit anderen hilft. In der asiatischen Kultur stehen sie zudem für Fruchtbarkeit, Wohlstand und spirituelle Lebenskraft.
5. Der Schirm (Chatra)
Der Schirm ist ein traditionelles Symbol für Schutz, Würde und spirituelle Hoheit. In der buddhistischen Kultur, insbesondere im Mahayana-Buddhismus, steht er für den kosmischen Schutz vor Leid, negativen Einflüssen und Hindernissen auf dem spirituellen Weg. Er schützt symbolisch alle Wesen vor den Qualen der niederen Daseinsbereiche, dem Reich der hungrigen Geister, der Hölle und dem Tierreich, ebenso wie vor weltlichem Leid im Menschen- und Götterreich. Der kühle Schatten des Schirms steht für die Freude, die aus guten Taten erwächst. Als zeremonielles Objekt wird der Schirm in Ritualen verwendet und erinnert daran, dass die Lehren Buddhas wie ein schützendes Dach über den Praktizierenden wirken.
6. Die Schatzvase (Kalasha)
Die Schatzvase symbolisiert spirituellen Reichtum, Gesundheit und unerschöpfliche Weisheit. In der Mahayana-Tradition gilt sie als Gefäß göttlicher Segnungen, das niemals leer wird, ein Sinnbild für die grenzenlose Fülle der buddhistischen Lehren. Sie wird häufig in Einweihungsritualen verwendet und enthält kostbare Objekte, die für Mitgefühl, Wahrheit und spirituelle Verdienste stehen. Besonders in der Theravada-Tradition gehört die Vase zu den wenigen Besitztümern von Mönchen und Nonnen. Sie repräsentiert die Gaben des Dharma und die heiligen Verdienste, die mit dem Bodhisattva Avalokiteśvara verbunden sind. Als Symbol der inneren Fülle erinnert sie daran, dass wahres Glück aus der Praxis und Weitergabe der Lehre entsteht.
7. Das Siegesbanner (Dhvaja)
Das Siegesbanner steht für den Triumph Buddhas über alle inneren und äußeren Hindernisse wie Unwissenheit, Begierde, Angst und geistige Verwirrung. Ursprünglich ein Zeichen militärischen Erfolgs, wurde es im Buddhismus zum Symbol für die spirituelle Überwindung weltlicher Versuchungen. Der Legende nach hisste Buddha sein Banner über den mythischen Berg Sumeru, um seinen Sieg über alle Phänomene zu markieren. Heute sind zylinderförmige Banner an den Ecken buddhistischer Klöster und Tempel angebracht. Sie bestehen oft aus vier farbigen Feldern, die die Überwindung der vier Maras, personifizierte Hindernisse auf dem Weg zur Erleuchtung darstellen. Das Banner verkörpert die Verbreitung der Wahrheit und die Kraft der Lehre, die alle Dunkelheit vertreibt.
8. Das Dharma-Rad (Dharmachakra)
Das Dharma-Rad ist eines der ältesten und bedeutendsten Symbole im Buddhismus. Es steht für die Lehre Buddhas und den Weg zur Erleuchtung. Das Rad besteht aus Nabe, Speichen und Rand, wobei die Nabe die Drei Juwelen (Buddha, Dharma, Sangha) symbolisiert, die Speichen für verschiedene Pfade und Prinzipien stehen, und der Rand die Einheit aller Lehren durch Meditation darstellt. Am häufigsten wird das Rad mit acht Speichen dargestellt, die den Edlen Achtfachen Pfad repräsentieren. Weitere Varianten mit vier, zehn, zwölf oder sogar 31 Speichen symbolisieren unterschiedliche Aspekte der buddhistischen Kosmologie und Praxis. Das Dharma-Rad erinnert an Buddhas erste Lehrrede und ist ein universelles Zeichen für die fortwährende Bewegung und Verbreitung des Dharma.
Die acht Glückssymbole des Buddhismus, bekannt als Ashtamangala, sind tief verwurzelte Ausdrucksformen spiritueller Prinzipien und kosmischer Ordnung. Jedes Symbol verkörpert eine zentrale Tugend oder Lehre des Dharma und dient als visuelles Lehrmittel, das die buddhistische Philosophie für Gläubige greifbar macht. Vom Klang der Muschelschnecke, der zur geistigen Wachheit ruft, über den endlosen Knoten als Zeichen universeller Verbundenheit, bis hin zum Lotus, der Reinheit und Erleuchtung symbolisiert, jedes Element trägt zur spirituellen Orientierung bei.
Diese Symbole sind nicht nur dekorative Elemente in Ritualen, Tempeln und Kunstwerken, sondern auch tiefgründige Hinweise auf den Weg zur Befreiung aus dem Kreislauf des Leidens. Sie erinnern an Buddhas Sieg über weltliche Versuchungen, die unerschöpfliche Fülle seiner Lehren und die transformative Kraft von Mitgefühl und Weisheit. In ihrer Gesamtheit spiegeln die acht Glückssymbole die Essenz buddhistischer Kultur wider: die Verbindung von innerer Entwicklung, ethischem Handeln und universeller Harmonie.